Landkreis Kassel/Wiesbaden. Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Florian Schneider und Oliver Ulloth sind schockiert, letztlich aber nicht wirklich überrascht, über den nun dokumentierten, desolaten Zustand der Landesstraßen im Landkreis Kassel. Bei einer Kleinen Anfrage der beiden Abgeordneten aus dem Landkreis Kassel an Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis90 / Die Grünen) habe der Minister das Bild bestätigt, welches sie tagtäglich vor Ort erleben müssten: Mehr als die Hälfte der Landesstraßen im Landkreis Kassel sind in einem schlechten oder gar sehr schlechten Zustand. „Es kann nicht sein, dass seit 2014 der vorhandene Sanierungsstau nicht adäquat angegangen wird. Insbesondere seitdem Hessen Mobil nicht mehr für die Autobahnen zuständig ist“, kritisieren Schneider und Ulloth.
Ebenfalls lasse sich festhalten, dass lediglich 44 km der im Landkreis Kassel vorhandenen Landesstraßen in den letzten acht Jahren saniert worden seien – das entspreche gerade einmal 11% der 396 km Landesstraßen im Landkreis. Damit liege der Sanierungsstau im Landkreis Kassel sogar unter dem hessenweiten Durchschnitt von 13%. „Es reicht nicht aus, sich punktuell mit tollen Sanierungsmaßnahmen zu brüsten, wenn der Großteil der Straßen eine Gefährdung für den Straßenverkehr darstellt,“ stellen die beiden SPD-Politiker klar. Dies zeige sich auch beim weiteren Ausbau von Schutzplanken entlang der Landesstraßen nach Vorgabe der Bundesanstalt für Straßenwesen: In den Jahren 2018 bis 2022 seien bisher nur 26,52 km mit neuen Schutzeinrichtungen ausgestattet worden. „Von adäquatem Schutz für Fahrerinnen und Fahrer kann keine Rede sein. Gerade in den ländlich geprägten Gebieten gibt es zu viele Landesstraßen, die ein potenzielles Unfallrisiko darstellen.“ Besonders in den Herbst- und Wintermonaten sei bekanntlich das Unfallrisiko höher. „Die schwarzgrüne Landesregierung nimmt Unfälle und Gefahrenpotenziale billigend in Kauf. Das Land muss wieder verstärkt eigene finanzielle Mittel einsetzen und für eine schnelle Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen sorgen – gerade im ländlichen Raum. Die Grundsubstanz der Straßen weiter verfallen zu lassen, erhöht nur die Gesamtkosten in Folgejahren“, so die Kritik der Sozialdemokraten.